Fröhliche Weihnacht....

Wer von uns denkt nicht gern an die Weihnachtszeit zurück, bzw. freut sich jedes Jahr wieder darauf, sich die Hacken wundzulaufen, drei Wochen am Stück und zwölf Stunden am Tag durchzuarbeiten, keine Zeit für Mittagspausen oder auch nur eine Kippe zu haben.
Gut, gegen das Trinkgeld konnte man ja nichts sagen, aber sonst.....Puh.


Genau in solch einer Phase hatten wir in einem Jahr dermaßen die Nase voll, daß wir beschloßen, selbst *Weihnachtsessen* zu gehen, uns richtig verwöhnen zu lassen, und die Kellner dort bluten und rennen zu lassen.
Wir einigten uns auf den zweiten Weihnachtsfeiertag abends, wenn dann wirklich auch die letzten Weihnachtsgäste abgefüttert und wir endlich frei waren.
Es gab dann leider nur das kleine Hinderniss, daß kein Restaurant - zumindest keines unserer Wahl - an den Feiertagen abends geöffnet hatte. Die waren auch alle froh, es endlich geschafft zu haben und entspannen zu können.
Wir telefonierten die Gelben Seiten rauf und runter und fanden endlich den *Adler*, gutes Haus, bekannte Adresse, und meldeten uns mit 15 Personen an.
Ich fand es dann schon etwas enttäuschend, quasi im Foyer, direkt neben der Rezeption zu sitzen, vom Haupteingang nur durch ein paar Grünpflanzen abgeschirmt. Aber gut, was soll`s.
Nur hatten wir auch den Eindruck, der Kellner konnte uns nicht sonderlich ausstehen. Der war wahrscheinblich auch völlig abgearbeitet, und durfte jetzt auch noch eine Gruppe junger Leute bedienen, von denen man bestimmt kein Trinkgeld erwarten konnte....Tja, so isch s halt.

Wir bestellten, das Essen kam....bei Falk`s und Andre`s Vorspeise fehlten die Reibeküchle.
War natürlich gleich ein Grund für Falk, große Reklamation zu betreiben, was uns allen ein Gläschen Champagnersorbet als Entschuldigung einbrachte.
Schmeckte nur leider nach überhaupt nichts.
Falk`s Ex-Freundin war auch dabei und unterhielt sich lautstark mit Reno.
"Na Reno, hast du eigentlich grad `ne Freundin?"
Er bejahte das und fragte zurück:"Und du? Auch wieder liiert?"
Mit Seitenblick auf Falk flötete sie:"Oh, ich hab zwei und weiß nicht, für welchen ich mich entscheiden soll!"
Mir blieb fast das Sorbet im Hals stecken vor Lachen, und ich grinste Falk an, der nur die Augen verdrehte.
Beim Servieren des Hauptgangs zog unser Kellner Soßenspuren hinter sich her, weil er die Teller nicht gerade hielt, es war echt zum piepen.
Zum Schuß bekam er dann doch noch ganz ordentlich Trinkgeld zusammen, was er wohl nie vermutet hätte, und wir verließen das Haus mit dem Vorsatz, hierher nie wieder.

Im nächsten Jahr knöpften wir uns den *Ochsen* vor.
Diesmal hatten wir einen Raum für uns alleine, der war allerdings mit gruseligen Geweihen dekoriert und hieß Jagdstube oder so.
Alex und ich bestellten Martini bianco. Unsere Drinks kamen und nach dem ersten Schluck verzog es uns gewaltig die Mundwinkel.
Wir sprachen den Kellner an:"Das ist doch kein Martini bianco, das ist doch dry!" Der Knabe sagte:"Ja." und ging seiner Wege.
Echt super.
Ansonsten war das Essen gut, die Bedienung nett, und wir durften sogar noch von einem Kärtchen die Beschallung für unseren Raum aussuchen. Die hatten da die totale Playlist auf der man von Abba bis ZZ Top alles finden konnte. Natürlich konnten wir uns nicht einigen, aber da sonst alles in Ordung war, waren wir fast versucht im nächsten Jahr wieder dorthin zu gehen.

Das fiel aber aus, das Jahr darauf wollten wir es etwas günstiger und näher haben, und verfielen auf die *Schillerhöhe.*
Wieder nahmen wir den zweiten Weihnachtsfeiertag als Termin. Dort war es an dem Abend brechend voll. Keine Ahnung was die Leute nach all der Fresserei antreibt, auch noch essen zu gehen!
Sitzen durften wir an einer schmalen Tafel und irgendwie war die Atmosphäre dort fast noch ungemütlicher als im *Adler*. Das Essen war auch irgenwie lala.
Mir gegenüber saßen Alex und Silvana.
Als das Essen serviert wurde, steckte Silvana, bevor Alex auch nur von seinem Essen kosten konnte, ihre Gabel in seinen Teller und angelte sich irgendwelche Beilagen heraus. Und ehe Alex sich versah, hatte sie schon seinen halben Teller weggeputzt. Kommt davon wenn man sich selbst nichts anständiges bestellt.
Mit dem Servieren des Essens gab es sowieso Ärger, da unser lieber Frank sechs oder sieben Gänge bestellt hatte, und wir anderen nur drei. Weswegen wir immer ewig lang auf unser Futter warten mußten, während er non stop futterte. Insgesamt war der Abend also nicht sonderlich gelungen.

Im Jahr darauf kümmerte sich Mira um die Organisation unserer mittlerweile traditionellen Veranstaltung.
Sie fand das *Waldhorn*. Dort war das Problem, daß die an diesem Abend nur zwei Menüs anboten, ein großes und ein kleines.
Sie gestanden uns dann allerdings zu, die Gänge untereinander austauschen zu dürfen, womit dann auch jeder zufrieden war. Mira faxte unsere Auswahl ein paar Tage vorher zu und wir trafen uns dann zuerst zu Hause bei Mira und Andre.
Dort wurde erst mal gefeiert, als Mira uns mitteilte, sie sei schwanger. Womit sie den ersten Platz in der Nachwuchsproduktion gewonnen hatten.
Dann fuhren wir im Konvoi durch irgendwelche Käffer und fanden dann auch glücklich unser Lokal für diesen Abend.
Das war der bisher gelungenste Ausflug in die kulinarischen Gefilde unseres Landes. Wirklich absolut lecker. Es dauerte zwar auch ewig, bis wir mit dem Essen durch waren, aber geschmacklich lohnte sich die Warterei auf jeden Fall sehr viel mehr als in der Schillerhöhe.

Steve hatte einen seiner Lehrlinge mitgebracht, und die beiden fachsimpelten über die ausgewählten Weine. "Hach, der Wein hat Nase, aber leider keinerlei Geschmack!!" stänkerte der eine, während der andere zeitgleich von sich gab:"Also dieser Tropfen hat absolut keine Nase, aber er schmeckt ausgezeichnet!!"
Blablabla.
Was für ein Gesülze. Rainer neben mir schüttelte bloß immer den Kopf.
Ich verschwand nach dem Essen kurz auf die Toilette, um meinen absolut monströsen Pickel zu begutachten, der mitten auf meiner Nase wucherte. Für diesen Abend hatte ich es geschafft, ihn unter einem Haufen Makeup und Puder unsichtbar zu machen. Leider hatte sich aber über das Essen die Abdeckung etwas verflüchtigt. Und natürlich hatte ich keine Ersatzschminke dabei. Shit.
Naja, es blieb mir nichts anderes übrig, als wieder zurück in unseren Raum zu gehen. Ich dachte, wenn ich so täte als wäre nichts, würde es auch keiner merken.
Kaum saß ich, quiekte Andre:"Manoman, hast du aber einen fetten Pickel auf der Nase!!!!"
Worauf sich mir 15 Gesichter zuwendeten, und mich jeder eingehend betrachtete. Ganz toll. Vielen Dank auch, Andre.
Als wir dann gehen wollten gab es auch nochmal Tumult, weil der Lehrling von Steve steif und fest behauptete, das Jacket, das noch in der Garderobe hing, sei nicht seines. Seines wäre eine Maßanfertigung gewesen und man solle doch mal schauen, wie schlecht doch dieses Teil sitzen würde. Nie und nimmer sei das sein Jacket!
Es war aber kein anderes mehr da, und ich denke, der hatte vor lauter weinseligkeit keinen rechten Durchblick mehr. Er nahm dann das angeblich nicht passende Teil mit und war ruhig.

Falk war ein Jahr später zuständig, und entführte uns ins *Schiller*. Er hatte dort schon gearbeitet und machte mit dem Chef ein Menü für uns aus.
In diesem Jahr waren wir recht wenig Leute, Beate stellte uns ihren neuen Typen vor, der ganz cool mit einem Z3 vorfuhr und auch gleich noch ein Zimmer für die Nacht buchte. Puh.
Nach dem Essen hielt er uns einen Vortrag über Glycolfenster- was auch immer das war, ich kann mich nicht mehr erinnern - seeeehr aufschlußreich, wirklich!

Über das Essen konnte man nichts negatives sagen, Rainer fuhr voll auf das caramelisierte Maronensüppchen ab, alle waren zufrieden, basta.

Auch im nächsten Lokal passierte nichts außergewöhnliches, Mira hatte mit unserem Chef ausgemacht, daß wir ein kleines Vesperbüffet im Weinkeller bekommen sollten, so ein bißchen rustikal auf die österreichische Art. Es gab Vischgauer Fladenbrot, Speck, Kaminwurzen und allerlei andere Kleinigkeiten.
Die einzige Aufregung brach aus, als ein sehr bärtiger Typ mit Pferdeschwanz hereinkam und sich zu uns setzen wollte.
Der arme Frank. Wir hätten ihn fast nicht erkannt mit der vielen Wolle im Gesicht und auf dem Kopf....

Auch bei der nächsten Veranstaltung blieben wir *zu Hause*, und besuchten die neuen Pächter der *Krone*. Wir bekamen einen Raum für uns alleine und futterten a la carte.
Regine bediente uns, und es war alles recht lustig, nur als dann die Vorspeise serviert wurde, waren wir schon etwas enttäuscht. Die Hummer-Beef-Terrine, die sich einige bestellt hatten, fiel sehr mager aus. Sie bestand nur aus einem kleinen dünnen Scheibchen Terrine, dafür lag dann als Ausgleich ein halber Kopf Eisbergsalat daneben, der einfach dreimal durchgeschnitten war, und fertig. Sehr kreativ.
Die drei Tropfen Salatdressing die man darüber geträufelt hatte, machten die Sache auch nicht unbedingt besser.
Auch die Preisgestaltung war echt außerirdisch. Für ein 2 cl Glas Kaffeeschnaps ( der nicht mal sonderlich gut war - wie Alex und ich feststellten ) berechneten die damals zwölf D-Mark! Wir hatten ja schon zum Teil einen Haufen Geld liegenlassen bei unseren Gourmet-Ausflügen, aber das schlug dem Faß den Boden aus.
Wir verließen morgens um eins als letzte das Lokal. Vor lauter Gequatsche hatten wir nicht mitbekommen wie spät es schon war.

Beim letzten Weihnachtsessen das bis jetzt stattfand, hatte wieder Falk die Finger im Spiel, er empfahl uns einen neu eröffneten Italiener, *In Canto* oder so ähnlich. Er hatte geschäftlich dort zu tun, organisierte denen Geschirr und Besteck und alles andere Gedöns, und wir bekamen wieder einen Raum für uns alleine mit angrenzendem Raucherzimmer inklusive Kamin.
Rainer und ich stiefelten hinein, und wurden gleich von Frank empfangen, den wir dank seiner Baseballkappe und dem 80er Jahre Blouson den er trug wieder fast nicht erkannt hätten. Nach einem Aperitif bestellten wir a la carte, Frank wie immer doppelt so viele Gänge wie wir, und Falk wollte sich am Hummer versuchen.
Es war dann recht amüsant, zuzusehen wie Falk versuchte den ollen Hummer auseinenderzupopeln. Er kämpfte richtig mit dem Vieh, und als der Kellner zwischendurch ankam fragte Falk schon leicht genervt:"Sag mal, habt ihr eigentlich kein Besteck für den Hummer????"
"Nöööö", war die Antwort, " Du hast uns ja noch keines geliefert..."
Tja, selbst schuld....

Dann war erst einmal ein paar Jahre Schluß mit Weihnachtsessen. Irgendwie fehlte der nötige Schwung das Ganze zu organisieren. Falk fabulierte im Jahr danach zwar noch was vom *Oggi*, aber hatte auch nicht die Muse sich darum zu kümmern. Im Dezember 2006 saßen Falk, Andre und ich zusammen und kamen auf unsere Feiern zu sprechen, und daß es doch eigentlich ziemlich schade wäre, daß wir das Ganze hatten einschlafen lassen. Also beschloßen wir, alle zu aktivieren.
Gesagt, getan, wir funkten Steve an und reservierten einen Tisch bei ihm, ich jagte eine Rundmail an alle raus die mir so einfielen und nach diversen Rückmeldungen waren wir doch tatsächlich mit Lara bei 10 Personen.
19.00 Uhr sollte es losgehen, wir durften in der Puppenstube sitzen, Frank kam eine Stunde später und verschonte uns diesmal mit seinen Endlosbestellungen. Er gab sich tatsächlich mit drei Gängen zufrieden und löste später noch wahre Heiterkeitsstürme aus mit einem Vortrag über.... pfundweise Einlagen in Keramikschüsseln...., um es mal elegant auszudrücken.

Falk amüsierte sich königlich mit Franks Brille, er konnte die Finger nicht davon lassen, als Frank sie beim Vorlesen absetzte.

Das Essen war wie immer im Lamm Spitze, wie pflegt Mario immer zu sagen? Schlecht schmecken tuts gutt!
Rainer war über seine Vorspeise etwas irritiert, er hatte die Karte nicht richtig gelesen und St. Jakobs-Muscheln mit Sesam paniert bestellt, daß die in `ner Supper rumschwammen, war ihm völlig entgangen. Das Lamm war zart wie immer und das Orangentiramisu läckerschmäcker. Mario durfte als Laras Alleinunterhalter fungieren, und die Kleene staubte mindestens vier Geschenke bei Steve`s Chefin ab.
Ich kann ja Helge Schneider nicht ausstehen, aber wenn Andre anfängt den Mist vom Meisenmann zu deklamieren, lieg sogar ich unterm Tisch.

Falk und Steve bestellten die Weinkarte rauf und runter und Falk empfahl Rainer und mir einen *Nicodemos irgendwas* als absoluten Top-Wein. Ja, schön und gut, aber leider habe ich keinen Geldscheißer im Keller stehen, der es zuläßt, daß ich 54.00 Euro für eine Flasche ausgebe. Da hätte ich mich dann schon Menümäßig umorientieren müssen.
Steve spendierte uns noch einen Honig-Willi, war auch sehr lecker.
Ich glaube es war dann doch auch schon halb eins, als wir endlich das Lokal verließen und beschloßen, das Ganze jetzt wieder jedes Jahr zu veranstalten.