Sport & Spiele

Eine ganze Weile grassierte das totale Tabu-Fieber. Wir spielten zwei bis dreimal die Woche Tabu, wobei Frank und ich das absolute Erklär- und Rateteam waren, gegen uns kam keiner an. Er sagte ein Wort, ich wußte, was er wollte. Was uns allerdings der kleine Watschek manchmal versuchte zu verklickern, war absolut unratbar. Der hatte wohl oft selbst keine Ahnung, was er da von sich gab. Am besten war dann immer sein Ausspruch "Gaanz andere!Gaanz andere!"
An einem Abend kam ich zu dem schönen Wort *Paris*.
Andre war zum Hupen verdammt. Da ich weder *Eifelturm* noch sonst etwas in die Richtung sagen durfte, fing ich - in der Annahme, die anderen in meiner Gruppe wären einigermaßen mit der griechischen Mythologie vertraut - an, irgendwas von Hektors Bruder und Entführer Helenas zu schwafeln. Andre neben mir wurde ganz unruhig.
Natürlich errieten die anderen nicht, was ich meinte, und sobald der Durchgang zu Ende war, brüllte Andre:"Du dummes Ding! Warum zum Teufel sagst du nicht einfach :Anderes Wort für Kondom!!!"
Ääääähh, naja, dumm gelaufen.
Der Haken verwirrte uns auch mal schön.
Er wollte wissen:"Was haben Frauen?"
"Ihre Tage?" kam die Gegenfrage von Dani.
"Nein!Eine Modeerscheinung!"
"Einen Tampon?" riet Dani.
Haken stöhnte."MODE!! Kein Tampon!"
"Miniröcke?"
Wir tappten im Dunkeln. Als die Zeit um war, brüllte der Haken:"Laufmaschen!"
Und wir gröhlten:"Modeerscheinung = Laufmaschen, du bist ja hohl!"
Irgendwann gaben wir das Spiel allerdings auf, weil wir alle Begriffe schon zehnmal durch hatten, und somit der Spaß irgendwie ganz gewaltig nachließ.



Auch Risiko war beliebt, aber sprichwörtlich nicht ohne Risiko. Wenn man es mit Frank spielte und er verlor, konnte man mit aller Regelmäßigkeit seine Armeen aus den hintersten Ecken des Zimmers zusammenklauben, in die er sie in seiner Wut gepfeffert hatte. Es war unglaublich, wie er sich wegen so `nem Mist dermaßen reinsteigern konnte. Ich hatte ab und zu das Vergnügen gegen die Jungs zu gewinnen.
Aber eigentlich immer nur dann, wenn sie meine Anwesenheit vergaßen, und sich gegenseitig die Hölle heiß machten. Dann kam es schon mal vor, daß ich flötete:"Gewonnen!"
"Wie?Warum dat denn???? Kann doch gar nicht sein??? Die schleicht sich da einfach so rein??? Frechheit:"

Lara Croft ging mir auch dezent auf die Nerven. Stunden wurden damit verbracht, irgendwelche Dinge zu suchen und Ungeheur umzumähen, es war nicht auszuhalten. Es ging so weit, daß die Play-Station mit in den Skiurlaub mußte, und die Männer die halbe Nacht dasaßen und herumdiskuttierten, wo es denn nun weiterging. An irgendeinem Punkt hingen sie zwölf Stunden fest. Frank war schuld. Der behauptete partout, man könne die Wand nicht verschieben, die die anderen immer verschieben wollten. Aber statt es zu testen, wurde nur darüber geredet. Irgendwann hatten sie die Schnauze voll und riefen Alex an. Der hatte den Teil schon durchgespielt und meinte, wäre ganz easy, man müßte nur die Wand verschieben, dann käme der Geheimgang dahinter zum Vorschein. HAHA.
Frank wurde darauf natürlich genußvoll gedisst.

Die längste Spielzeit hatten Andre und Reno, die verbrachten geschlagene 16 Stunden mit Lara, bis die dann an einer Pyramide immer abstürzte, und sie endlich mal genug hatten und eine Pause einlegten.
An einem Nachmittag spielten Steve, Helge und Andre auch mal wieder *Lara* und es gab wohl auch so ein paar Stellen, wo es nicht so recht weiterging. Helge war darüber so entnervt, daß er das Joypad Andre volle Karacho an die Eier pfefferte, worauf der kreidebleich wurde und ins Bad wankte um erst mal gründlich zu kotzen. Dann kam er wieder herausgewankt, taumelte gegen das Lebensmittelregal im Flur, wurde wohl leicht ohnmächtig und fiel einfach so um. Das Regal fiel ebenfalls, und haufenweise Semmelbrösel verteilten sich über Andre bis er aussah wie ein paniertes Schnitzel. Helge scheuerte ihm erst mal eine, damit er wieder zu sich kam und anschließend brauchte es eine ganze Weile, bis er wieder entbröselt war.

Auch die Runden, die um diverse Rennstrecken gezogen wurden, sind ungezählt. Sogar mir gelang es einmal fast, als erste durchs Ziel zu rasen, aber 200 Meter vor dem Ziel kam ich ins Schleudern und landete darauf nur noch auf Platz 10.
Oder Fußball. Noch schrecklicher. Vor allem der olle Kommentator mit seinen Standard-Sprüchen, die er alle 10 Sekunden von sich gab, war unterträglich.
Am grausligsten war der Satz:"Ja hat der Schiedsrichter denn Tomaten auf den Augen??"
Den benutzte er leider besonders gerne.
Oder Steves Gameboy. Den hatte ich eine zeitlang in Dauergebrauch. Tetris bis zum
Umfallen. Das längste waren glaub ich mal 4 Stunden am Stück. Steve war darüber
selten erfreut, denn immer wenn er es sich mit dem Gameboy auf der Toilette gemütlich machen wollte, war der Akku leer.
"Olle Hexe!Alter Spielverderber!" waren noch milde Beschimpfunngen, die er mir an den Kopf knallte.

Irgendwann kam unsere liebe Carmen auf die ganz dolle Idee, Eislaufen zu gehen.
War auch kein Problem, alle waren begeistert und wollten mit. Wir stürmten also 10 Mann hoch die Eishalle in Ludwigsburg, liehen uns Schuhe aus und verstauten unsere Wertsachen. Carmen war völlig außer sich. "Hach!!!Ob ich das überhaupt noch kann!!!!Ich bin ja schon sooooooo lange nicht mehr gefahren!Ist das aufregend!!!" Hua.
Während wir anderen uns wie die Idioten an der Bande festhielten und unsere Beine sortierten, schwebte sie rückwärts, vorwärts, seitwärts und sonstnochwie übers Eis und freute sich nen Ast.
Wir kriegten dann auch irgendwann die Kurve und hatten unseren Spaß, aber nach zwei Stunden taten uns die Füße weh und wir gaben die Schlittschuhe ab, und zogen unsere Straßentreter wieder an.
Nur der kleine Watschek nicht. Seine Schuhe waren verschwunden. Weg. Nicht aufzufinden.
Irgendein Vollidiot hatte ein Paar alte, ausgelatschte, stinkende, beigefarbene Treter mitgehen lassen. Igitt. Wenn es wenigstens ein paar supertolle, neue Puma-, Nike- oder Adidasschlappen gewesen wären, aber nix davon! No name und am Arsch, tolles Schnäppchen.
Watschek lief dann strümpfig zu meinem Auto und wärmte sich während der Fahrt die Füße an der Autoheizung.

Auch Sport im Fernsehen war der Renner. Einmal hatten wir eine *Happy Weekend*-Party, die über drei Tage ging. Freitag abends ging es los mit irgendeinem Boxkampf - war bestimmt irgendwas mit Henry Maske, der war damals grad verdammt in - und so ein Kampf zieht sich ja gerne endlos dahin. Samstag hingen den ganzen Tag irgendwelche Leute im Häusle rum und brachten sich schon mal für das Fußballspiel abends in Stimmung. Nach dem Spiel - keinen Schimmer mehr, wer da wichtiges am Start war - ging die Feier weiter bis Sonntag morgen, wo dann noch Formel Eins lief. Warum damals keiner an akuter Alkoholvergiftung gestorben ist, ist heut noch ein Rätsel. Und wie wir unsere Arbeitsstunden überlebt haben, die wir nebenher noch absolvieren durften, keine Ahnung....kann mich nicht erinnern.

Basketball wurde auch gespielt, aber auf sehr spezielle Art und Weise.
Nachts, wenn die Gäste im Hotel schon selig schliefen, tummelte sich vor dem Gästehaus das Personal.
Sie hatten einen Ball dabei und ihnen war langweilig.
Das Wort *Gästehaus* auf den Mauern des Hotels animierte die Herren dann dazu, das U als Basketballkorb zu mißbrauchen.
So wummerten sie den Ball stundenlang gegen die Hausmauer, und weil das ja dann doch irgendwie öde wurde, beschloßen sie, das ganze ein wenig kreativer zu gestalten.
Dazu wurden die Jeans aufgeknöpft, runtergelassen und schlackerten fortan beim Gehen als Hindernis um die Knöchel.
Leider habe ich das Ganze nie live und in Farbe miterlebt.

Dafür hatten wir ein anderes mal eine ganz besonders tolle Idee.
Helge, Andre und ich hingen faul herum. Irgendwie fehlte uns der rechte Schwung etwas zu unternehmen, und ich meinte, es läge an Sauerstoffmangel. Darum beschloßen wir, auf den Grünen Heiner zu steigen, wegen der Höhenluft und so. Andre wohnte immerhin schon 6 Jahre im Häusle und hatte noch nie den ehemaligen Müllberg bestiegen.
Wir packten eine Flasche Sekt und einen Fußball ein und zogen los.
Da Falk eigentlich auch kommen wollte, hängten wir ihm eine Nachricht an die Tür.
Dort angekommen, konnten wir natürlich nicht den normalen Weg nehmen, wir mußten querfeldein den 90° steilen Berg hochhecheln.
Oben keuchten wir uns erst mal aus, köpften dann den Sekt und spielten anschließend besonders gut gelaunt Fußball.
Echt intelligent auf `nem Berg.
Helge hechtete mehr den Buckel runter um den Ball zu stoppen, als zu kicken.
Es machte uns auch nicht sehr lange Spaß und wir wunderten uns etwas, wo Falk so lange blieb.
Als wir schließlich wieder unten ankamen und losfahren wollten, kam uns Falk entgegen. Wir wollten wisssen wo er denn so lange gesteckt hatte.
Er war leicht angesäuert und maulte:"Man hey, ich mußte erst mal rausfinden, was der Grüne Heiner ist! Ich dachte das ist `ne Kneipe die ich nicht kenne! Erst im Hotel hat mir der Schlichterle erklärt, daß das der doofe Berg ist!"

Irgendwann hatte auch mal jemand ein Erika-Berger-Fragespiel, bei dem man mit Fragen herausfinden sollte wer z.B. am zärtlichsten ist beim Nachspiel und all so einen Mist.
Einmal kam die Frage: Wer in der Runde hat die meisten erotischen Romane gelesen?
Falk war der Ansicht, er wäre das, aber es stellte sich dann heraus, daß ein *Roman* für ihn aus drei Seiten in der Coupe bestehen konnte. Meiner Ansicht nach hatte er damit keine Chance, ein Roman ist laut Duden eine epische Großform in Prosa, also unter 100 Seiten läuft da eh nix! Tja, Pech gehabt, mein Lieber! Verloren!