Küchenunfälle
Lehrlinge quälen ist natürlich die Lieblingsbeschäftigung jedes Kochs, egal in welcher Position. Da wird munter befohlen, das Sauerkraut im Dunkeln zum trocknen aufzuhängen, und wenn der arme Lehrling es dann wieder abhängen soll, hat man es gegen Rotkraut getauscht und macht ihn dann zur Schnecke, weil er seine Aufgabe nicht richtig erfüllt hat.
Es gibt so viele Möglichkeiten die Unwissenden zu foltern, und auch der Krieg Küche gegen Service mit glühenden Pfannengriffen, *getuntem* Feierabendbier und panierten Spüllappen ist so alt wie Methusalem, darum hier ein paar kleine Geschichten zur allgemeinen Erheiterung.
Meinem Mitlehrling wurde vom Hotelküchenchef aufgetragen, beim Restaurantküchenchef den Kümmelspalter zu holen. Die beiden Gebäude standen auf verschiedenen Straßenseiten und es war tiefster Winter.
Er zuckelte los, es dauerte eine ganze Weile bis er wiederkam....schwerstens beladen mit einem Karton.
Der Hotelküchenchef packte den Karton aus und meinte nur:"Das ist doch nicht der Kümmelspalter, bring das zurück!"
Worauf der Arme die Nudelmaschine wieder einpackte und samt seinem Karton von dannen zog um Ewigkeiten später wiederzukommen, noch schwerer beladen.
Wieder wurde ausgepackt, der Küchenchef schnaubte und meckerte:"Du sollst den KÜMMELSPALTER holen, was soll ich denn damit?"
Der Arme war verwirrt. Er habe doch genau das zum anderen Küchenchef gesagt! Und der habe ihm GENAU DAS hier mitgegeben!
Trotzdem mußte er die Sorbetiere wieder einpacken und nochmals über die Straße traben um zum guten Schluß mit dem Mörser aufzutauchen.
Und erst da kapierte er, daß er verkohlt worden war.
Eines wundervoll unausgeschlafenen Morgens trabte ich mit genau einem halboffenen Hühnerauge durch die Hotelgefilde und schloss alle Türen auf die man so aufzuschließen hatte. Die Magazintüre klemmte mal wieder, ich riss sie mit Gewalt auf und stolperte in das dunkle Loch hinein um gazellengleich über eine rote Eurokiste mit 4 Beinen zu segeln. Fluchend rappelte ich mich auf und besichtigte den Inhalt der Kiste. Ein totes Reh am Morgen ...fing ja gut an, Chef war wohl mal wieder des Nachts erfolgreich auf der Jagd gewesen.Gegen Nachmittag torkelte ich dann nach 10 Litern Kaffeeinfusion wieder in die Küche, wo mittlerweile betriebsame Geschäftigkeit herrschte. Unser kleiner, sizilianischer, dunkellockiger Koch der keinerlei Deutschkenntnisse hatte stand mit einem Riesenmesser vor dem Reh das mittlerweile halb ausgeweidet an ein paar Haken baumelte.Ich schaute ihn theatralisch und sehr schmerzerfüllt an und sagte nur:"OOHHHHH aarmes BAAAMBIIII!"
Er grinste diabolisch und meinte nur:" Bambi KABUUUT!!"
Anderes Hotel, anderer Chef, anderer Tag...
17.30 Uhr, der allabendliche Wahnsinn ging los. Besagter Chef fragte den Lehrling:"Hast du auch ALLE Salate fürs Buffet ordentlich durchgewaschen, auch die Kresse?"
NATÜRLICH hatte er das, welch unangebrachte Frage...
15 Minuten später kam der erste Salatteller zurück mit dem Kommentar, die Kresse sei merkwürdig erdig, krümelig und irgendwie torfig.
Chef stürmte aus der Küche zum Büffet, schnappte sich die Schüssel, kam zurück, drückte sie dem ungehorsamen Lehrling in die Hand, schob ihn ins Kühlhaus, verriegelte die Türe von außen und brüllte:"UND DU KOMMST ERST WIEDER HIER RAUS WENN DU DIE GANZE SCHÜSSEL LEERGEFRESSEN HAST! OHNE SOSSE!"
Tja...es dauerte geschlagene zwei Stunden bis er wieder aus der Dunkelkeit und Kälte in die neonröhrenerhellte Küchenhölle zurückdurfte.