Partytime

Es war Sonntag und Andre S., Reno und ich wollten ins Amadeus. Meine Kollegin, ihr momentaner Ex-Freund und ein paar Azubis schloßen sich uns an. Die Kollegin hatte mir irgendwas von einem Schwangerschaftstest erzählt den sie neulich gemacht hatte, was sonst wohl keiner wußte. Mir war die Frau aber völlig schnuppe, deshalb hatte ich das Ganze Andre S. erzählt während Reno daneben saß.
Wir fanden Platz im Amadeus, Reno grub eine meiner Azubinen an, Andre S. diskuttierte mit Krüger irgendwas und ein anderer Azubi aus unserem Betrieb gab unqualifizierte Kommentare ab.
Total unvermittelt wendete sich Reno an meine Kollegin:"Na, wie ist denn eigentlich unser Schwangerschaftstest ausgefallen?"
Es herrschte urplötzlich gespanntes Schweigen an unserem Tisch.
Meine Kollegin kreischte:"CLAUDI!!"
Ich kroch halb unter den Tisch und flehte um Hilfe. Nebenher machte ich Reno zur Sau, der von einem Ohr zum anderen grinste.
Andre S. schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
"Du bist `ne Nummer!Ich hab mir auch schon überlegt ob ich was sagen soll, aber du bist echt das Letzte!"
Er lachte sich halb tot.
Der Krüger fand das alles wohl nicht so doll, plötzlich stritt er sich mit seiner Ex, und noch plötzlicher saßen wir allein im Amadeus.

Eines Abends hatten Andre und Steve relativ früh Feierabend da absolut tote Hose im Geschäft war.
Sie überlegten sich, sie könnten ja eine Spontanparty anleiern, und fingen an die Terasse mit mindestens 100 Teelichtern und Kerzen zu dekorieren.
Nebenher versuchten sie telefonisch alle zu aktivieren die ihnen in den Sinn kamen. Aber es war wie verhext.
Entweder ging keiner an die Strippe, oder sie hatten schon was anderes vor. Keiner sagte zu.
Zum guten Schluß riefen sie noch Mario an, der sich allerdings arbeitstechnisch gerade in München aufhielt, und der sagte doch tatsächlich zu, setzte sich in sein Auto und fuhr die 300 Kilometer damit die Armen wenigstens nicht ganz alleine waren.

Irgendwann kam jemand auf die grandiose Idee Fasching zu feiern. Wir luden eine Menge Leute ein, Mario kam extra per Flugzeug aus Dresden und wurde von Falk ( mit Bob Marley-Frisur ) in Verkleidung abgeholt. Ich enttäuschte Steve mit meinem Hippie-Kostüm etwas, er hatte mir eigentlich aufgetragen, mich als Hexe zu kostümieren, was angeblich gut zu meiner Persönlichkeit paßte.
Steve ging als Gespenst *Rauchen gefährdt die Gesundheit*, Andre natürlich als Märchenman. Spengler kam als Helge-Scheider-ERsatz mit Schwimmflügeln. Carmen ging als Katze und Andrea als Animierdame.
Wir waren schon wild am feiern, als es an die geschloßenen Balkontüre klopfte.
Schweigen machte sich breit, keiner erkannte die Person vor der Türe, und erst als *es* wieder klopfte und laut um Einlaß bat, kapierten wir, daß das der Herr Schlichterle im Husarenkostüm mit abolut perfekter Schminke war.
Luca rannte den Abend über mehrere Male an dem Husaren vorbei und fragte irgendwann Andre, wer das eigentlich sei, und selbst als Andre ihm bestätigte, daß es der Restaurantleiter war, glaubte er es immer noch nicht.
Andrea und Carmen hatten Fastnachtsküchle gebacken und verteilten sie unter den Leuten. Ich wunderte mich beim Biß in eins der Dinger über die Füllung und kam erst nach gründlichem Kauen darauf, daß das Teil mit Quark und Knoblauch gefüllt war. Schmeckte aber eigentlich nicht schlecht.
Die zwei fragten sich später, warum keiner protestiert hatte, als er in das manipulierte Teil gebissen hatte. Ich teilte ihnen mit, daß sie davon ruhig noch mehr hätten machen können.
Nach Folklore-Tänzen, einer Polonaise durch den Ort, einem Headbang-Luftgitarren-Wettbewerb zwischen Reno und Herrn Schlichterle und diversen Feiglingen und Plümlis war es dann auch schon halb fünf und ich beschloß nett angetüdelt, nicht mehr schlafen zu gehen vor Dienstbeginn um halb sieben.
Reno, Mara und Spengler blieben mit mir wach, ich entfernte die Schminke aus meinem Gesicht und machte mich irgendwann auf den Weg.
Gerade als ich in die Hotelgarage einbog, kam auch meine Bankettleiterin mit ihrer Karre angefegt.
Ich stieg aus - sie stieg aus. Ich grinste pflümliselig.
Sie fragte nur:"Na, Party gemacht?"
Ich grinste immer noch dämlich und nickte.
Sie grinste zurück und meinte nur hämisch:"Na dann viel Spaß!"

Geburtstagsfeiern waren natürlich auch ständig am Laufen. In einem Jahr machte ich mit meiner Freundin Dani - die mit *Häusle* nicht viel zu tun hatte - aus, gemeinsam einen Gewölbekeller zu mieten und eine große Party zu feiern.


Ich reservierte, wir gestalteten die Einladungen und verteilten sie. Am selben Abend klingelte mein Telefon, und die Kellerbesitzerin teilte mir mit, der Termin sei doch nicht möglich, weil da der Musikverein *wäga dem Märkt* reserviert hätte.
Ich war megasauer, wir versuchten noch, etwas anderes zu bekommen, aber es gab einfach nichts, also verlegten wir den Termin und schrieben die Einladungen neu.
Wir kauften Getränke ein, verteilten Salatbestellungen und richteten den Raum her, damit auch eine kleine Tanzfläche entstand. Helge und Andre wollten Musik machen und brachten Plattenspieler und Lautsprecher mit.
Langsam kam das Ganze in Schwung, und meine Spezies überreichten mir und Dani je einen Rosenstrauß, worauf sie total platt war. Die Gudi kam und es stellte sich heraus, daß sie den Steini aus dem Lollipop kannte, worauf die zwei den ganzen Abend klönten.
Reno verschwand irgendwann spurlos, und kaum war er weg, kamen 8 Gestalten in den Keller, die weder ich noch Dani kannten.
"Is der Reno da?"
Die Frage kam von einem großen Blonden.
Ich verneinte, und Blondie sagte:"Na dann kommen wir später wieder."
Sprachs und drehte sich um.
Ich konnte auf einen weiteren Besuch dieser Typen verzichten.
Andre und Helge machten fleißig Musik und ärgerten sich, daß keiner tanzte.

Erst auf Danis Musikwünsche reagierten Rebekka und Moni, und als ich mir ebenfalls ein Lied wünschte, beschloß Falk mit mir Stehblues zu tanzen.
Irgendwann röhrte Helge bloß ins Mikro:"Ey Alter, nimm die Finger aus der Frau!"
Reno stand plötzlich wieder da, und war genauso schnell auch wieder weg, keine Ahnung was der für Geschäfte laufen hatte.
Dann tauchten wieder die Gestalten auf.
"Is Reno jetzt da?"
"Nein, der ist schon wieder weg." antwortete ich.
Der Blonde gab das Kommando:"Los schnappt euch `n Stuhl und `n Bier und macht`s euch gemütlich ..."
Ich bekam dezente Aggressionen und fauchte den Typen an:"Wer zum Teufel hat euch eingeladen???"
"Na der Reno!"
"SOOOO???? ICH hab euch NICHT eingeladen! Verschwindet!"
Er winkte seine Meute zurück. "Kommt wir gehen. Is`voll uncool hier."
Dani kam wieder herein und meinte, irgendwer hätte in den Hof gekotzt, aber es war zu dunkel um Schadensbegrenzung zu betreiben. Es stellte sich heraus, daß eins meiner Lehrmädels den Hals nicht hatte voll genug kriegen können. Und es war ihr auch soooooowas von peinlich! (Unsere Restaurantleiterin gratulierte mir ein paar Tage später nachträglich zum Geburtstag und als ich wissen wollte, woher sie darüber Bescheid wußte, erklärte sie nur, ihr Personal wäre dermaßen in den Seilen gehangen am Tag danach...).
Morgens um halb fünf war dann alles vorbei, wir beseitigten die groben Sauereien, trafen uns um elf zur Endreinigung wieder.
Als ich Reno das nächste mal sah, fragte ich ihn was er denn da für Leute auf meine Feier eingeladen habe. Er wollte wissen welche Leute, und ich beschrieb sie ihm.
"Ach der Denny!" sagte er nur.
"Ach der Denny!!!" spottete ich nur,"und wer waren die anderen?"
"Keine Ahnung, hab nur Denny eingeladen."
"Schön. Auf das Volk hätte ich gut verzichten können."
"Ach dann bist du die!" quietschte Reno.
"Wer bin ich?"
"Ach der Denny meinte, eine hysterische blonde Kuh hätte ihn rausgeschmissen."
"Richte ihm `nen Gruß aus, wenn ich ihn das nächste mal sehe, werde ich wirklich hysterisch!"

Auf der zweiten Faschingsparty die wir veranstalteten, gingen wir taktisch ein bißchen klüger vor, bei der ersten hatten ein paar Leute das Geld dafür ausgelegt, und natürlich nie wieder zurückbekommen. Darum sammelten wir erst mal pauschal 10 D-Mark pro Person ein. Ein paar von uns gingen in den Kriegbaum und ich tippte jeden Mist, den wir aus dem Regal nahmen in den Taschenrechner um ja nicht zuviel auszugeben. Dann fuhren wir ins Häusle und dekorierten erst mal ordentlich.

Um 21.00 Uhr ging es los, Mayday-Lars hing im Techno-Müllmann-Overall bedröhnt in der Ecke, Andre ging als Fantasiegestalt *Ei-f.. misch* mit Handschellen und Lederpeitsche, Falk kam als *Dr. Lany - Kurarzt* und seine Holde im Partnerlook als *Lernschwester Linda*.


Es gab Westerngirls und Kätzchen und wir tanzten wie die Wilden als plötzlich eine uns völlig Fremde im Zimmer stand und fragte:"Wo ist denn der Achim?"
Welcher Achim? Keiner kannte einen Achim, aber plötzlich fiel Andre ein, daß der Haken die Telefonistin vom Pizzaservice spontan eingeladen hatte. Das war sie dann auch, es hatte nur mit dem Namen ein Mißverständnis gegeben. Frank war zwar nicht da, aber sie beschloß trotzdem zu bleiben und holte ihren Freund herein, der noch vor der Türe stand. Ich mußte dreimal schauen, dann fragte ich vorsichtig:"Valentin???"
Er grinste und nickte - mein alter Klassenkamerad aus der Realschule, den ich schon vier Jahre nicht mehr gesehen hatte. Die Welt ist doch klein und man begegnet sich immer wieder....
Irgendwann gingen sie wieder und Frank tauchte auf. Leider mußten wir ihm mitteilen, daß seine Verabredung schon wieder weg war. Juckte ihn dann aber nicht, er unterhielt sich lieber mit Marco - der als Mädel verkleidet war - und hielt dem einen Vortrag über Weine. Marco war sowieso schon dicht und kapierte gar nichts mehr, nickte aber immer fleißig.
Ich konnte das Gelaber irgendwann nicht mehr hören und teilte Frank dann auch mit, daß sich kein Mensch im Moment für Weine interessiere, am allerwenigsten Marco, der sowieso kurz vorm Kotzen stand.
Für die nächsten drei Monate sagte Frank nicht mal mehr *hallo* zu mir, wenn ich ins Häusle kam.

Auch Silvester wurde natürlich gebührend gefeiert. Andres Motto ist auch heute noch *Böller statt Brot*, und Helge hielt da immer fleißig mit.
Schon ab 22.00 Uhr kracht es ums Haus herum, daß einem Angst und Bange werden konnte.
Helge verbrannte sich die Zunge beim Versuch, einen Knaller in seinem Mund anzuzünden und Andre war linksohrig drei Stunden taub, weil er mal genau hören wollte, wie so ein Kracher kracht.
Auch der Teppich hatte schon Brandlöcher, war ja eigentlich sowieso wurscht, aber Anja nahm ihnen dann ihre Munition weg, damit um Mitternacht auch noch was da wäre.
Daraufhin machten die Jungs eine Polonaise durchs Haus, verließen unten die Hütte und Dani schloß eilig hinter ihnen ab. Dann stürzte sie nach oben und verriegelte auch die Balkontüre, durch die die Herren wieder herein wollten.
"Los Claudi, laß uns strippen!"
Kaum waren die Jungs an der Türe, tänzelten wir lasziv herum und knöpften unsere Hemden gaaaaanz langsam auf.
Sie kratzten mit hängenden Zungen an der Scheibe, aber wir ließen sie nicht rein und lachten uns kaputt.
Um Mitternacht stießen wir mit Sekt an und machten dann einen Abstecher zum Herrn Schlichterle. Auf dem Weg dorthin wurde noch ein Briefkasten mit Böllern gesprengt und eine Telefonzelle sah auch nicht mehr ganz so frisch aus, nachdem Helge sie *behandelt* hatte.

Nach solchen Parties war es normal zu dritt, viert oder fünft in Andre`s *Schlafzimmer* zu übernachten. Ich zog es meist vor nach Hause zu fahren, aber manchmal blieb ich doch - führerscheintechnisch wohl auch die bessere Entscheidung, obwohl einem ab vier Uhr morgens die Laster quasi über den Kopf fuhren und ich bei dem Lärm dann sowieso nicht schlafen konnte.
In einer Nacht lagen Andre, Steve und ich oben. Andre schnarchte schon selig und was Steve trieb, weiß ich nicht. Andre S. hatte noch die Kristin heimgefahren und kam auch hochgekrochen und ließ sich einfach so auf die ohnehin schon überfüllte Matratze plumpsen. Leider landete er auf mir und mir blieb erst mal die Luft weg. Ich kämpfte mich frei und Andre S. kuschelte sich an mich und fing an mich durchzukitzeln und mir ins Ohr zu pusten. Ich kicherte und Andre flüsterte:"Das gefällt dir, nicht wahr?"
Er machte noch eine Weile weiter, wir piesackten uns unter kichern und gackern gegenseitig.
Da wir eigentlich nicht müde waren, und ich in der Enge sowieso nicht schlafen konnte meinte ich irgendwann:"Komm laß uns gehen, ich fahr lieber nach Hause und penn dort."
"Ja verschwindet ihr Schweine! Ich lieg hier mit `nem Rohr und ihr macht rum!" blökte Steve.
Wir polterten die Leiter hinunter und auf dem Parkplatz unterhielten wir uns noch ein bißchen, weil Andre S. am nächsten Morgen - der ja eigentlich schon angebrochen war - nach Hause fahren wollte. Da es aber November und sehr kalt war, trennten wir uns bald und fuhren nach Hause.
Am nächsten Abend trudelte ich wieder im Häusle ein, und kaum sah Steve mich, fing er an zu stöhnen:"Andre! Oh Ah ich halt`s nicht aus! Oh, oh!"
Ich protestierte energisch:"So war`s doch gar nicht!"
"Ach nee? Ich war doch dabei!"
Ich bezichtigte ihn der maßlosen Übertreibung und des Rufmordes, aber er beharrte auf seiner Version des Abends.
Andre grinste und meinte nur:"Ich find`s schade, daß ich schon gepennt hab! Das hätte ich gern mitbekommen."
Steve war auch der festen Überzeugung, auf dem Parkplatz müsse noch was gelaufen sein, es hätte mindestens ne halbe Stunde gedauert bis wir weggefahren wären.
Auf die Erklärung, wir hätten uns noch unterhalten, und würden`s ja wohl kaum im November bei Frost auf der Motorhaube treiben, grinste er nur hämisch und meinte:"Jaja, wer`s glaubt..."
Andre S. bekam auch noch seinen Anteil ab, und egal wie oft wir protestierten, es glaubte uns keiner.
Darum bestätigte ich Steve in Zukunft auch immer seine Verdächtigungen, das machte wesentlich weniger Scherereien und das Interesse daran - was angeblich passiert war - verflog so schnell wie der Wind.

Auf irgendeiner Party ging es auch hoch her, es wurde wie immer maßlos gesoffen, und Andre war irgendwann so schlecht, daß er ins Bad wankte um ein bißchen zu kotzen.
Die anderen feierten munter weiter, erst einmal vermißte ihn keiner, aber irgendwann wurde es dann doch ein wenig merkwürdig und die Frage kam auf ob er sich wohl selbst in die Kanalisation gespült hatte.


Man rüttelte an der Badtüre, aber da drin rührte sich nichts, es war natürlich auch abgeschloßen.
Auch auf Klopfen und Rufen reagierte der Herr nicht, es war so totenstill hinter der Türe, daß es die Franze langsam mit der Angst bekam. Schließich kletterte einer der Anwesenden, ein befreundeter Polizist, durchs Wohnzimmerfenster auf das Dach, robbte die paar Meter zum Badezimmerfenster - das natürlich auch verriegelt war - und schlug die Scheibe ein.
Andre lag einfach nur selig schnarchend auf dem Toilettenvorleger und schlief seinen Rausch aus.
War ja klar - irgendwie.